Es ist ganz normal, dass mit der Zeit Risse an den Wänden entstehen. Sowohl an der Innenwand, als auch an der Außenwand sind die meisten Risse unbedenklich und können ganz einfach repariert werden. Allerdings gibt es auch Risse, welche zur Beeinträchtigung der Gebäudestabilität führen. Bei diesen gefährlichen Rissen ist meist von Setzrissen die Rede.
Vor allem Setzrisse werden sehr oft verwechselt. Besonders bei einem Neubau entstehen in den ersten Jahren meistens nur Putzrisse, doch auch diese werden oftmals als Setzrisse bezeichnet. Aber was ist eigentlich der Unterschied zwischen Putz- und Setzrissen?
So lassen sich Putzrisse von Setzrissen unterscheiden
Bei Putzrissen handelt es sich um rein oberflächliche Risse, welche in der Putzschicht auftreten. Diese Risse treten vorwiegend bei einem Neubau auf, da bei diesen der Putz noch nicht vollständig getrocknet ist und noch arbeitet. Und genau durch dieses Arbeiten des Putzes entstehen die Putzrisse.
Doch auch Putzrisse werden noch in drei weitere Kategorien unterteilt:
- Sackrisse: Diese sind vorwiegend horizontal zu finden und weisen eine Länge von zehn bis 20 Zentimetern auf.
- Schrumpfrisse: Diese werden bis zu einem halben Millimeter breit und verlaufen wie ein Netz.
- Schwindrisse/ Fettrisse: Bei diesen Rissen handelt es sich um feine Haarrisse, welche an der Oberfläche des Putzes zu finden sind. Sie verlaufen ebenfalls netzartig oder auch y-förmig. Werden allerdings nur maximal 0,2 Millimeter breit.
Alles, was breiter ist, ist für gewöhnlich ein Setzriss.
Daran lassen sich Setzrisse erkennen
Setzungsrisse sind eigentlich immer an den statischen Schwachstellen zu finden und können somit horizontal, diagonal und auch vertikal verlaufen. Grundsätzlich können Setzrisse an jeder Stelle im Haus auftreten, Innen- sowie Außenwand. Allerdings sind sie meistens in den Bereichen der Türen und Fenster zu finden. Wenn Setzrisse entdeckt werden, sollten auch die anderen Wände kontrolliert werden, denn sie treten oftmals auch an mehreren Stellen gleichzeitig auf.
Wie entstehen Risse an der Wand?
Der Grund für Setzrisse sind ungleichmäßige Setzungen im Baugrund und können durch folgende Ursachen entstehen:
- Wasser unter der Gebäudewand, welches nicht ordentlich abfließen kann.
- Ein sich verändernder Grundwasserspiegel.
- Explosionen, Erdbeben oder andere Erschütterungen.
- Der Untergrund ist für die Tragfähigkeit nicht geeignet. Beispiele dafür wären Ton- oder Lehmböden.
- Wegbrechen des Bodens durch beispielsweise eine große Krafteinwirkung.
- Fehlerhafte Fundamentberechnung oder -planung.
Bei Putzrissen ist meist die Verarbeitung des Putzmörtels schuld. Aber auch andere Faktoren spielen eine erhebliche Rolle:
- An den Übergangsstellen zwischen Dach und Wänden können sich Risse bilden. Besonders im Dachgeschoss, wo die Wände in die Rigipsplatten übergehen, geschieht dies sehr häufig.
- Aufgrund von zum Beispiel feuchten Holzwolle-Leichtbauplatten kann sich das Volumen hygrisch wie auch thermisch verändern.
- Zu viele unterschiedliche Materialien kommen im Untergrund vor. Zum Beispiel werden Ziegel und Beton mit vollkommen verschiedenen Saug-, Quell- und Schwindverhalten und unterschiedlichen Eigenschaften der Thermik verbaut.
- Wenn die Fugen zu breit und nicht ausreichend vermörtelt wurden, ändert sich die Putzdicke und der Untergrund.
- Wenn die Feuchtigkeit von den Untergründen unterschiedlich aufgenommen wird und somit die Festigkeit verschieden ist.
- Fehlende oder unzureichende Überlappung aufgrund von Einsparungen beim Putzgewebe.
- Das Mauerwerk ist beim Auftragen des Putzes noch zu hoch. Dies hat zur Folge, dass der Putz nicht ausrechend festigen kann. Durch das trocknen der Mauer nach dem Verputzen wird das Material noch weiter schwinden.
Putz- und Haarrisse, welche an der Innenwand zu finden sind, sind vollkommen unbedenklich und ausschließlich als Schönheitsfehler anzusehen.
Wenn sie allerdings an den Außenwänden entstehen, sollten auch Putzrisse schnellstmöglich verschlossen werden, damit über die Risse keine Feuchtigkeit in das Mauerwerk eindringen kann.
Wie gefährlich sind Setzrisse?
Im Gegensatz zu Putzrissen, sind Setzrisse mit Vorsicht zu genießen, da sie ein Zeichen dafür sind, dass sich die Wände bewegen. Es sind aber nicht immer Baufehler schuld, sondern auch der Untergrund kann dafür sorgen. Genau deshalb ist es Gesetz, dass der Boden vor dem Beginn eines Hausbaues untersucht wird. Aber auch trotz eines guten Botengutachtens, können auch noch nach Jahrzehnten Setzrisse auftreten.
In manchen Gegenden wurden Setzrisse bei den Häusern immer häufiger und sind zu einem großen Problem herangewachsen. Grund dafür sind meist länger andauernde Trockenperioden und niedriger werdende Grundwasserspiegel.
Bei der Beurteilung von Setzrissen müssen folgende Faktoren beachtet werden:
- Sind tragende Mauern von den Rissen betroffen?
- Sind die Risse durchgehend?
- Kann ein Zusammenhang oder Setzungsbild erkannt werden?
- Sind Häuser in der Umgebung ebenfalls betroffen?
- Treten Veränderungen an den Rissen auf?
- Ist das Öffnen und Schließen der Fenster und Türen ohne Probleme möglich?
- Welche Breite haben die Risse?
Um zu bestätigen, dass es sich wirklich um einen Setzriss und keinen Putzriss handelt, sollte ein Fachmann beauftragt werden. So bald bestätigt wurde, dass die Risse Setzrisse sind, sollten diese sofort behoben werden.
So lassen sich Setzrisse ausbessern
Da Setzrisse nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollten, ist es empfehlenswert, sie schnellstmöglich und von einem Fachmann ausbessern zu lassen.
Diese Kosten sind zu erwarten
Pro laufendem Meter sind für die Sanierung mit Kosten zwischen 150 und 300 Euro zu rechnen. Allerdings ist das im Vergleich zu den Kosten, welche auf Sie zukommen würden, wenn die Risse nicht saniert werden, eher gering.
Der Großteil der Kosten wird für Material wie Spiralanker, Putz, Mörtel und Farbe benötigt. Aber auch die Arbeitszeit und die Fahrtkosten sind darin bereits enthalten.
Wie hoch die Kosten aber wirklich ausfallen, ist von Haus zu Haus unterschiedlich und hängt von der Rissdiagnostik ab. Denn manche Risse können bereits mit ein wenig Reparaturspachtelmasse ausgebessert werden und für andere, welche bereits mehrere Meter lang sind, werden oftmals mehrere Spiralanker und ein Spezialmörtel benötigt.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Zeit. Denn für längere Risse wird mehr Zeit für die Sanierung benötigt. Bei einem Stundenlohn zwischen 70 und 110 Euro kann dies zu einer beachtlichen Summe führen.
Aber auch der Putz und die Farbe muss mit einberechnet werden, denn alleine mit dem Ausbessern der Risse ist es noch lange nicht getan. Die Kosten dafür liegen meist bei zehn Euro pro Quadratmeter. Wenn die Risse dann auch noch sehr hoch liegen, wird zusätzlich ein Gerüst benötigt. Die Miete hierfür liegt zwischen acht und zwölf Euro pro Quadratmeter.
Lassen sich Setzrisse an der Außenwand auch eigenhändig sanieren?
Wenn die Risse eigenhändig saniert werden, dann wird meist auf Gips oder Kunstharz zurückgegriffen.
- Legen Sie als erstes die Risse mit Hammer und Meißel frei.
- Fegen Sie anschließend den Schmutz aus den Rissen und grundieren oder nässen Sie das Mauerwerk.
- Füllen Sie den Riss nun mit Reparaturspachtel, Kunstharz oder Gips auf.
- Vor dem Weiterarbeiten ist es wichtig, dass die Fülle vollständig getrocknet ist.
- Wenn die Füllung trocken ist, müssen Sie eine Schicht Zement oder alternativ Kalkzementmörtel darüberstreichen.
- Wenn der Zement oder Mörtel noch feucht ist, muss ein Armierungsgewebe eingearbeitet werden. Dieses mit einer weiteren Schicht bedecken. Das Gewebe ist dazu da, dass die Putzschicht nicht erneut aufreißt.
- Zu guter Letzt die Oberfläche erneut glattziehen.
Beachten Sie allerdings, dass bei sehr tiefen und breiten Rissen lieber ein Experte beauftragt werden sollte.
So klappt das Reparieren von Setzrissen an den Innenwänden
Wie bereits bei Rissen an den Außenwänden, sollte auch bei den Innenwänden die Beurteilung von einem Fachmann erfolgen. Erst danach sollte beschlossen werden, ob die Risse eigenhändig oder lieber von einem Experten behoben werden können.
Wenn Sie sich für eine eigenhändige Sanierung entscheiden, beachten Sie folgende Schritte:
- Kratzen Sie den Riss zuvor mit einem passenden Schraubenzieher aus.
- Spritzen Sie den Riss anschließend mit Acryl aus und zeihen Sie die Oberfläche mit Hilfe einer Spachtel glatt.
- Warten Sie, bis das Acryl trocken ist.
- Überkleben Sie den Riss erst danach mit selbstklebendem Anti-Rissband. Dieses besteht aus Glasfaser.
- Zu guter Letzt die betroffene Stelle überputzen und mit Farbe überstreichen oder neu tapezieren.
Gibt es noch andere Möglichkeiten, um Setzrisse zu reparieren?
Es gibt außer den oben genannten Möglichkeiten, noch weitere Methoden, um Setzrisse zu sanieren. Diese können allerdings ausschließlich von Experten ausgeführt werden.
Spiralanker und Ankermörtel
Mit Hilfe von Spiralankern und Ankermörtel besteht sogar die Möglichkeit, die Setzrisse langfristig zu beseitigen. Hierfür ist es notwendig, die Lagerfugen auszufräsen und den Ankermörtel in gewissen Abständen einzufüllen. Die Spiralanker werden danach darin eingearbeitet. Anschließend werden sie mit einer weiteren Schicht Ankermörtel bedeckt. Der Sinn der Anker ist folgender, dass damit das Gebäude zusammengehalten wird und sich die Risse nicht weiter ausbreiten können.
Verpressung der Risse
Die Rissverpressung ist mit einem Injektionsverfahren zu vergleichen. Hierbei werden sogenannte Bohrpacker direkt in das Mauerwerk eingearbeitet. Um den Riss zu kreuzen, muss der Abstand der Bohrpacker stimmen. Um den Riss anschließend zu dämmen, kommen Mörtel, Injektionsharz oder Zementsuspension zum Einsatz.
Verstärkung des Fundamentes
Um das Fundament zu verstärken und somit die Gebäudestabilität zu erhöhen, wird direkt unter das Fundament ein Spezialharz eingespritzt. Grund für Setzrisse sind oftmals abgesackte Fundamente. Mit dieser Methode kann also das Ausdehnen der Risse gestoppt werden.
Nachgründung
Bei dieser Methode werden die Bauwerkslasten mit Hilfe von Pfählen in die Tiefe umgeleitet. Hierfür kommen Segmentpfähle zum Einsatz, welche auf sehr engem Raum direkt unter dem Fundament angebracht werden. Dies geschieht über eine Kopfgrube. Sobald die notwendige Vorpresslast erreicht wurde, kann mit dem Anbringen der Segmente aufgehört werden.
Lassen sich Setzrisse verhindern?
Es ist zwar nicht immer möglich, Setzrisse vollständig zu verhindern, aber wenn bereits bei Neubauten ein gewisser Mehraufwand betrieben wird, lassen sie sich größtenteils vermeiden. Doch hierfür genügt ein einfaches Bodengutachten nicht aus. Mit folgenden Maßnahmen können zukünftige Probleme vermieden werden.
Verbesserung des Bodens
In vielen Fällen ist eine Verbesserung des Bodens empfehlenswerter als eine Tiefgründung. Hierfür wird meist ein Austausch des Bodens durchgeführt. Ein Untergrund welcher instabil ist, wie zum Beispiel Lehm, wird abgetragen und durch einen anderen Boden, welcher nicht bindig ist, ausgetauscht.
Tiefgründungen
Für diese Methode ist ein Bodengutachten nicht vermeidbar. Anschließend werden Pfähle unter das Haus eingearbeitet, wodurch die Baulast verteilt wird. Diese Bauweise wurde bereits vor der Neuzeit angewendet. Amsterdam zum Beispiel steht vollständig auf Pfählen und auch unter dem Reichstag sind sie zu finden.
Stahlbetonkeller
Grund für Setzrisse an den Decken und Wänden sind meist gemauerte Keller. Deshalb ist es empfehlenswert, die Keller aus Stahlbeton anzufertigen. Dadurch wird der Baukörper steifer und die Setzung des Hauses ist gleichmäßig.
Zusammenfassung zu Putzrissen und Setzrissen
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Setzrisse nicht normal sind. Auch nicht, wenn das Gebäude bereits etwas älter ist, denn sie sind immer ein Zeichen dafür, dass die Mauern des Gebäudes instabil sind. Diese Instabilität kann entweder schneller, durch Baufehler, oder langsamer, durch Untergrundveränderungen, geschehen.
Welche dieser beiden Gründe eintritt, ist völlig egal, denn jede Art von Setzrissen sollte schnellstmöglich repariert werden. Kleinere Risse können eventuell selbst saniert werden. Für größere sollte allerdings lieber ein Fachmann hinzugezogen werden.
Durch Mehrkosten bei Neubauten, durch Stahlkeller oder Bodenverbesserungen, können Setzrisse so gut wie möglich verhindert werden. Eine Garantie, dass keine auftreten, gibt es allerdings keine.