Hausbauer wissen um die Bedeutung des Baustroms, vor allem darum, was zu tun ist, damit dieser auch tatsächlich zum Start der Bauphase fließt. Es braucht einen Antrag und einige Vorarbeiten, die wir dir in diesem Artikel näher bringen.
Den Baustrom richtig beantragen
Unmittelbar nach Erteilung der Baugenehmigung muss der Bauherr sich darum kümmern, den Baustrom zu beantragen. Das ist wichtig, denn nur so kannst du sicherstellen, dass es zu keiner lästigen Verzögerung kommt.
Zuständig ist immer der lokale Versorgungsunternehmer – das kann der lokale Netzbetreiber oder aber auch der örtliche Energieversorger sein, manchmal sind es auch die Stadtwerke. Sobald du den Antrag gestellt hast, misst der zuständige Stromversorger den Strombedarf, der an der Baustelle zu erwarten ist. Im nächsten Schritt schließt ein Techniker des zuständigen Stromanbieters den Baustrom letztendlich an.
Zu beachten ist, dass der lokale Versorgungsunternehmer, bei dem du den Antrag für den Baustrom eingereicht hast, nicht automatisch auch der Lieferant des Stroms sein muss. Nach Aufstellen des Baustromkastens und der Sicherstellung der Versorgung kannst du als Bauherr ganz individuell einen Anbieter für die Stromlieferung wählen.
Welche Formulare du für den Antrag auf Baustrom benötigst
Für die Anmeldung von Baustrom gilt es, zahlreiche Formulare auszufüllen. Außerdem sind weitere Unterlagen einzureichen, wobei dies vom jeweiligen Versorgungsunternehmen abhängig ist. Erkundige dich am besten schon im Vorfeld, welche Dokumente und Unterlagen du exakt benötigst. In jedem Fall musst du folgendes einreichen:
- Daten des Anschlussnehmers
- Adresse und Ort des Anschlusses; solltest du diese noch nicht exakt kennen, gib am besten das Flurstück sowie das Baugebiet oder sonstige Hinweise auf den exakten Standort der Baustelle an
- Weitere Grundstückseigentümer außer dem Anschlussnehmer
- Art der Anlage, die gebaut wird; also beispielsweise Privathaus oder Gewerbegebäude
- Die benötigte Gesamtleistung am Netzanschluss in kW
- Einen Lageplan, der möglichst aussagekräftig ist und gut gelesen werden kann
Die Kosten des Baustroms
Die Kosten für den Baustrom ergeben sich aus mehreren Komponenten, nämlich
- Dem Energieverbrauch
- Der Miete für den Baustromverteiler inklusive Zähler
- Sowie die gesamten Anschluss- ebenso wie die Abbaukosten in Einem
Beispielsweise musst du für die sechsmonatige Errichtungsdauer eines Hauses, für den dafür benötigten Baustrom zwischen 700 und 800 Euro veranschlagen. Dazu kommt dann noch der Betrag für die eigentlichen Stromkosten nach Verbrauch. Oft ist der Tarif für den Baustrom höher angesetzt als für den klassischen Hausstrom, wobei dies abhängig vom Stromanbieter zwischen 25 und 50 Cent je kWh sein kann.
Generell kannst du davon ausgehen, neben dem eigentlichen Verbrauch an Strom folgende Kostenpunkte zu haben:
- Miete für den Baustromkasten selbst sowie für den Zähler
- Kosten für den Anschluss einerseits, aber auch für den Abbau andererseits
Möchtest du Kosten sparen, kann es sich lohnen, nach der Beendigung der Elektrikerarbeiten auf der Baustelle die Versorgung über den Hausstrom erfolgen zu lassen.
Der Zeitpunkt für die Abmeldung des Baustroms
Wann du den Baustrom wieder abmelden kannst, ist schnell erklärt. Denn sobald der Elektriker den Hausstrom verlegt – also die Umstellung zum normalen Hausanschluss – und den Zählerkasten montiert hat, kann dies direkt erfolgen.
Du musst dazu einfach im Vorfeld einen offiziellen Umstellungstermin beim zuständigen Versorgungsunternehmen beantragen. Im Vorfeld gilt es dafür auch eine Inbetriebsetzungsanzeige, die der Elektrofachbetrieb ausstellt, ausfertigen zu lassen. Beachte, dass du bei der Abmeldung des Baustroms deinem Energieversorger den tatsächlichen Zählerstand mitteilen musst.
Was gilt als normaler Verbrauch beim Baustrom?
Planst du ein klassisches Einfamilienhaus in Massivbauweise zu errichten und setzt dafür eine Bauzeit von sechs bis neun Monate an, dann kannst du mit einem durchschnittlichen Energieverbrauch von 13.000 kWh rechnen.
Baust du dein neues Eigenheim während der Sommermonate und als Fertigteilhaus, dann wirst du mit wesentlich niedrigeren Energiekosten konfrontiert. Das liegt zum einen an der kürzeren Bauzeit, zum anderen auch an den helleren Tagen. Errichtest du dein Traumhaus allerdings während der Frühlings- oder Herbstmonate, verhält es sich mit den Kosten diametral. Das heißt, du musst hier mit höheren Kosten für den Baustrom rechnen.
Baustromanschluss erstellen – so geht’s
Ein Techniker des entsprechenden Versorgungsunternehmens kommt unmittelbar nach Beantragung des Baustroms auf die Baustelle und montiert im ersten Schritt den Stromzähler im Zählerschrank. Dann wird dieser an den Übergabepunkt angeschlossen und bis zu ausgeschalteten Hauptsicherung auf Kundenseite freigeschalten. Im letzten Schritt wird dann genau diese eingeschalten und die Kundenanlage geht in Betrieb.
Zwei Möglichkeiten für die Stromversorgung auf der Baustelle:
- Der Anschluss erfolgt über den Kabelverteilerschrank
Ein Baustrom-Gummikabel wird dabei an diesen angeschlossen. Ab dort muss die Kabelzuführung zur Baustelle sowie gegebenenfalls notwendige Straßenüberführungen auf der Bauseite bereitgestellt werden. Zu beachten ist, dass die Anschlussleitung nur so lang sein sollte wie unbedingt notwendig. Die maximale Länge beträgt knapp 30 Meter. - Der Anschluss erfolgt über eine Baustrom Anschlusssäule direkt am Kundengrundstück
Auf dem Grundstück existiert bereits ein vorverlegtes Kabelende, das für den späteren Hausanschluss gedacht ist. Es führt direkt in eine Baustrom Anschlusssäule, wo es auch angeschlossen wird. Ein Vorteil ist, dass du keine Erdarbeiten ausführen musst. Denn das Baustrom-Gummikabel ist entsprechend abgesichert und muss nicht mehr im Erdreich vergraben werden.
Tipp: Du kannst einen Baustromkasten kaufen oder mieten, wobei du bedenken solltest, dass in der Regel jeder nur einmal im Leben zum Hausbauer wird. Damit ist die Option mieten eindeutig zu bevorzugen, noch dazu wo sie günstiger ist.
Arten von Baustromverteilern
Seit 01.04.2012 gilt für einen Baustromkosten die Norm DIN VDE 0100-708:2012-02, wonach ein Neuverteiler nur mehr vier Steckdosen enthalten darf.
Sind bei einer Baustelle gleichzeitig mehrere Gewerke tätig, macht ein Anschlussverteilerschrank durchaus Sinn. Dieser kann mit unterschiedlichen Steckdosen bestückt sein und wird als Endverbraucher, der auch als AV bezeichnet wird, angesehen.
Kommen Maschinen mit Frequenzumrichter, dem sogenannten CEE Drehstrom, auf deiner Baustell zum Einsatz, musst du dies bereits bei der Beantragung des Baustromverteilers angeben. Denn dann wird ein Stromverteiler mit einem zusätzlichen Fehlerstromschutzschalter, der allgemein als FI Schalter bekannt ist, verbaut.
Baustrom vom Nachbarn – geht das? Und wenn ja, wie?
Es ist nicht aus der Luft gegriffen, den Baustrom vom Nachbarn beziehen zu wollen. Doch für diesen Fall musst du einiges beachten, immerhin ist der Anschluss an einen herkömmlichen Verteiler- oder Steckdosenstromkreis zum Zweck der Nutzung von Baustrom nicht erlaubt. Das unter anderem deswegen, weil dafür kein Schutz vor Stromunfällen gegeben ist. Zudem wird die Thematik aufgeworfen, was passiert, wenn der FI Schalter nicht rasch genug ausgelöst wird und infolgedessen ein Unfall auf der Baustelle geschieht? Ein weiterer Aspekt ist, dass eine überbordende Belastung des Stromnetzes im Raume steht, sobald es durch den Gebrauch der Baumaschinen zu einer Spitze im Verbrauch kommt. Nicht zuletzt deswegen gibt es die Vorschrift, für Baustrom einen entsprechenden Zähler einzubauen.
Für die Nutzung von Baustrom ist der Einbau eines Baustromverteilers ebenso vorgeschrieben, denn nur bei diesem sind alle Anschlüsse extra gesichert und ist der Kasten nach VBG 4 regelmäßig geprüft. Auch deshalb solltest du nicht auf den Nachbarn setzen, selbst wenn dieser eine Dreh- und Wechselstromsteckdose hat.
Verfügt der Nachbar allerdings über eine Speisestelle, die entsprechenden Schutzvorschriften unterliegt, kannst du deinen Baustrom auch von dort beziehen. Dazu muss diese aber einen FI-Schutzschalter sowie eine Erdung aufweisen.
Versorgungsunternehmen prüfen oft bereits direkt nach der Antragstellung auf Baustrom, ob der Bezug über den Nachbarn möglich ist. Dies vor allem auch dann, wenn der extra Anschluss an einen Verteilerkasten nicht gewährleistet ist oder wenn eine Zuleitung zu lang ausfällt bzw. zusätzlich abgesichert werden muss.
Zusammenfassung
Um deine Baustelle mit Strom zur versorgen, musst du im Vorfeld einen Baustromantrag bei deinem örtlichen Energieversorger einbringen. Erst wenn dein neu errichtetes Gebäude über einen eigenen Verteilerkasten mit Zählernummer verfügt, kannst du den Baustrom wieder abmelden. Dazu müssen natürlich auch alle Elektroinstallationen abgeschlossen sein.
Du bekommst den Baustromkasten entweder direkt von der Baufirma bzw. der Versorgungsfirma für die Energiezufuhr. Manchmal ist sie auch über den zuständigen Elektriker erhältlich. Der Kauf eines Baustromkastens lohnt sich in den seltensten Fällen, da du meist nur einmal im Leben zum Bauherrn wirst. Ist der Baustromkasten aufgestellt, musst du dessen Nummer beim Netzbetreiber bekanntgeben. Wird er wieder abgebaut, erfolgt im Vorfeld die Ablesung des Verbrauchs und abgemeldet.