Ein Bauantrag ist ein zentrales Dokument bei der Planung eines Bauvorhabens. Er bildet die Grundlage, um von der zuständigen Behörde eine Baugenehmigung zu erhalten. Mit dem Bauantrag wird geprüft, ob das geplante Bauvorhaben den gesetzlichen Vorschriften entspricht und keine öffentlichen oder nachbarlichen Interessen verletzt.
Die Anforderungen an einen Bauantrag sind je nach Bundesland unterschiedlich und umfassen zahlreiche Unterlagen. Im Folgenden erfährst du, was genau ein Bauantrag ist, welche Unterschiede es zur Baugenehmigung gibt, wer einen Bauantrag stellen darf, welche Unterlagen benötigt werden, welche Kosten entstehen und in welchen Fällen eine Gemeinde einen Antrag ablehnen kann.
Was versteht man unter einem Bauantrag?
Ein Bauantrag ist ein schriftlicher Antrag, den Bauherren bei der zuständigen Bauaufsichtsbehörde einreichen müssen, um eine Baugenehmigung für ihr Vorhaben zu erhalten. Die Anforderungen und der Umfang eines Bauantrags sind in den Bauordnungen der jeweiligen Bundesländer geregelt.
Der Antrag enthält alle wesentlichen Angaben und Unterlagen, um das Bauvorhaben umfassend prüfen zu können. Dazu gehören beispielsweise Lagepläne, Bauzeichnungen und eine Baubeschreibung. Ziel des Bauantrags ist es, sicherzustellen, dass das Bauprojekt die öffentlich-rechtlichen Vorschriften wie den Bebauungsplan oder die Landesbauordnung einhält.
Bauantrag im vereinfachten Verfahren
Für bestimmte Bauvorhaben kann das sogenannte vereinfachte Verfahren verwendet werden. Damit soll der Genehmigungsprozess beschleunigt und der bürokratische Aufwand minimiert werden. Dieses Verfahren ist nicht in allen Bundesländern gleich geregelt, wird jedoch häufig für kleinere Bauprojekte oder in Gebieten mit klaren Bebauungsplänen angeboten.
Merkmale des vereinfachten Verfahrens:
- Prüfungsschwerpunkt: Es werden nur die wesentlichen Anforderungen geprüft, wie etwa die Einhaltung des Bebauungsplans, der Abstandsflächen und der Standsicherheit. Andere Aspekte, wie etwa der Brandschutz, liegen in der Verantwortung des Bauherrn und der bauvorlageberechtigten Person.
- Zeitersparnis: Da weniger Prüfungen durch die Behörde erfolgen, kann der Genehmigungsprozess deutlich verkürzt werden. In vielen Fällen beträgt die Bearbeitungszeit nur wenige Wochen.
- Einschränkungen: Das vereinfachte Verfahren ist meist nur für Wohngebäude bis zu einer bestimmten Größe und in Gebieten mit rechtskräftigem Bebauungsplan zulässig.
Wann wird das vereinfachte Verfahren angewendet? Es wird häufig bei Bauvorhaben wie Einfamilienhäusern, Doppelhaushälften oder kleineren Anbauten eingesetzt. Für gewerbliche Bauvorhaben oder Projekte in Gebieten ohne gültigen Bebauungsplan ist es in der Regel nicht geeignet.
Standardverfahren
Für komplexere Bauvorhaben, wie größere Gewerbeimmobilien oder Bauprojekte in nicht erschlossenen Gebieten, kommt hingegen das Standardverfahren zum Tragen. Hierbei werden alle öffentlich-rechtlichen Anforderungen umfassend durch die Behörde geprüft. Das Verfahren ist damit deutlich zeitintensiver.
Was ist der Unterschied zwischen Bauantrag und Baugenehmigung?
Dabei ist ein Bauantrag nicht mit der Baugenehmigung gleichzusetzen.
- Bauantrag: Er ist der Antrag, für eine Genehmigung für ein Bauvorhaben. Er wird von Bauherren oder deren Beauftragten erstellt und bei der Bauaufsichtsbehörde eingereicht.
- Baugenehmigung: Sie ist die behördliche Erlaubnis, die den Beginn des Bauvorhabens erlaubt. Erst wenn die Baugenehmigung erteilt ist, dürfen die Bauarbeiten starten.
Ein Bauantrag ist somit der erste Schritt im Genehmigungsverfahren, während die Baugenehmigung das Ergebnis ist.
Wer darf in Deutschland einen Bauantrag erstellen?
In Deutschland dürfen Bauanträge nur von sogenannten bauvorlageberechtigten Personen eingereicht werden. Die Bauvorlageberechtigung ist ein rechtlicher Nachweis dafür, dass jemand befugt und qualifiziert ist, die für einen Bauantrag notwendigen Unterlagen fachgerecht erstellen und einreichen zu können.
Wer ist bauvorlageberechtigt?
- Architekten: Sie sind bauvorlageberechtigt, wenn sie in der Architektenkammer ihres Bundeslandes eingetragen sind.
- Bauingenieure: Bauingenieure können ebenfalls bauvorlageberechtigt sein, wenn sie Mitglied einer Ingenieurkammer sind und die jeweiligen landesrechtlichen Anforderungen erfüllen.
Kleine Bauvorlageberechtigung:
In einigen Bundesländern existiert die sogenannte „Kleine Bauvorlageberechtigung“. Diese berechtigt bestimmte Fachleute, Bauvorlagen für kleinere Bauvorhaben einzureichen. Folgende Berufsgruppen können unter bestimmten Voraussetzungen diese Berechtigung erfüllen:
- Handwerksmeister des Bauhauptgewerbes: Dazu zählen Maurer-, Zimmerer- und Betonbauermeister. Sie dürfen beispielsweise Bauanträge für Wohngebäude mit maximal zwei Wohneinheiten und einer Gesamtwohnfläche von bis zu 200 Quadratmetern einreichen.
- Bautechniker: Auch staatlich geprüfte Bautechniker können in einigen Bundesländern bauvorlageberechtigt sein, insbesondere für kleinere Bauvorhaben.
- Innenarchitekten: In bestimmten Bundesländern, wie Hessen, sind Innenarchitekten bauvorlageberechtigt für bauliche Änderungen, die mit ihren Berufsaufgaben verbunden sind.
Woran erkennt man eine bauvorlageberechtigte Person?
- Berufliche Qualifikation: Ein abgeschlossenes Studium in Architektur oder Bauingenieurwesen ist eine Grundvoraussetzung.
- Eintrag in die Kammer: Bauvorlageberechtigte Personen müssen in der Architekten- oder Ingenieurkammer ihres Bundeslandes registriert sein. Dies kann durch ein Kammerzertifikat oder eine Mitgliedsnummer nachgewiesen werden.
Können Bauherren selbst einen Antrag einreichen?
In Ausnahmefällen können Bauherren ihren Bauantrag auch selbst einreichen – etwa bei kleineren Bauvorhaben wie einem Carport oder einem Gartenhaus. Entscheidend dafür sind aber die jeweiligen Landesvorschriften und der Umfang des Vorhabens.
Welche Unterlagen müssen für einen Bauantrag eingereicht werden?
Ein Bauantrag besteht nicht nur aus einem einfachen Schreiben. Er ist vielmehr eine detaillierte Übersicht des geplanten Bauvorhabens. Deswegen sind je nach Art des Baus und Behördenvorgaben unterschiedliche Dokumente bei der zuständigen Gemeinde mit abzugeben. Hier eine kurze Bauantrags Checkliste mit notwendigen Dokumenten:
1. Bauantragsformular
Dies ist das offizielle Formular der zuständigen Bauaufsichtsbehörde, mit grundlegenden Informationen zum Bauvorhaben und den Beteiligten. Es muss vollständig ausgefüllt und von allen erforderlichen Parteien unterschrieben sein.
2. Amtlicher Lageplan
Nicht fehlen darf beim Bauantrag der Lageplan. Dieser zeigt die genaue Position des Grundstücks und des geplanten Bauwerks in der Umgebung. Er enthält Informationen zu Grundstücksgrenzen, Nachbargebäuden und topografischen Merkmalen.
3. Bauzeichnungen
Diese enthalten detaillierte Darstellungen des geplanten Gebäudes, einschließlich:
- Grundrisse aller Geschosse
- Schnitte durch das Gebäude
- Ansichten von allen Seiten
Die Zeichnungen müssen Maße, Raumbezeichnungen und Materialien klar angeben.
4. Baubeschreibung
In der Baubeschreibung werden Art und Nutzung des Gebäudes, verwendete Baumaterialien, Bauweise sowie technische Details erläutert. Sie soll so das Bauvorhaben für die Behörde nachvollziehbar machen.
5. Statische Berechnungen
Diese Nachweise belegen die Standsicherheit des Gebäudes. Teil davon sind unter anderem umfassende Berechnungen zur Tragfähigkeit der Bauteile.
6. Nachweise zum Brandschutz
Dokumente, die die Einhaltung der Brandschutzvorschriften bestätigen, einschließlich Flucht- und Rettungswege, Feuerwiderstandsklassen und Löschwasserversorgung.
7. Wärmeschutznachweis
Dieser Nachweis bestätigt, dass das Gebäude den Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) entspricht und einen effizienten Wärmeschutz bietet.
8. Schallschutznachweis
Er belegt, dass der Schallschutz innerhalb des Gebäudes und gegenüber benachbarten Gebäuden den gesetzlichen Anforderungen entspricht.
9. Entwässerungsplan
Dieser Plan zeigt, wie das Abwasser vom Gebäude abgeleitet wird, einschließlich der Anbindung an das öffentliche Kanalnetz oder alternative Entsorgungssysteme.
10. Nachweis der Erschließung
Dokumentiert die Anbindung des Grundstücks an die öffentliche Infrastruktur, wie Wasser-, Abwasser-, Strom- und gegebenenfalls Gasversorgung.
11. Berechnung der Wohn- und Nutzfläche
Diese Berechnungen geben Aufschluss über die Größe der einzelnen Räume und Flächen des Gebäudes.
12. Stellplatznachweis
Belegt, dass ausreichend Parkmöglichkeiten für Fahrzeuge und Fahrräder gemäß den örtlichen Vorschriften vorhanden sind.
13. Angaben zur Grundstücksentwässerung
Informationen darüber, wie Regen- und Schmutzwasser auf dem Grundstück behandelt und abgeleitet werden.
14. Berechnung der Grund- und Geschossflächenzahl
Diese Kennzahlen geben das Verhältnis der bebauten Fläche zur Grundstücksfläche und die zulässige Geschossfläche an.
15. Betriebsbeschreibung (bei gewerblicher Nutzung)
Erläutert die Art des Gewerbes, Betriebszeiten, Anzahl der Mitarbeiter und potenzielle Emissionen.
Da die Anforderungen je nach Bundesland und Art des Bauvorhabens variieren können, ist es ratsam, frühzeitig Kontakt mit der zuständigen Bauaufsichtsbehörde aufzunehmen, um alle Unterlagen vollständig bei der Gemeinde einzureichen.
Was kostet ein Bauantrag?
Natürlich ist so ein Bauantrag mit Kosten verbunden. Entscheidend dabei sind:
- Behördliche Gebühren: Diese hängen von der Größe und Art des Bauvorhabens ab und werden von der zuständigen Bauaufsichtsbehörde festgelegt.
- Kosten für Architekten oder Ingenieure: Diese erstellen die Bauzeichnungen und sonstigen Unterlagen. Die Honorare orientieren sich oft an der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI).
Die behördlichen Gebühren variieren je nach Bundesland und Art des Bauvorhabens. In der Regel betragen sie zwischen 0,5 und 1 Prozent der gesamten Baukosten. Für ein Einfamilienhaus mit Baukosten von 300.000 Euro können somit Gebühren zwischen 1.500 und 3.000 Euro anfallen.
Zusätzlich entstehen Kosten für die Erstellung der notwendigen Unterlagen durch Architekten oder Ingenieure. Diese Honorare richten sich nach der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) und können etwa 10 Prozent der gesamten Baukosten ausmachen.
Jedoch gibt es bundesweit keine einheitlich festgesetzten gesetzlichen Vorgaben für Mindest- oder Höchstkosten eines Bauantrags. Die Gebühren werden von den jeweiligen Landesbauordnungen und kommunalen Gebührensatzungen festgelegt.
Kann die Gemeinde einen Bauantrag ablehnen?
Doch leider ist es nicht immer so, dass jeder Bauantrag gleich beim ersten Mal durchgewunken wird. Denn eine Gemeinde kann einen Bauantrag auch ablehnen. Typische Gründe für eine Ablehnung sind:
- Nichteinhaltung des Bebauungsplans: Das geplante Bauwerk weicht von den Vorgaben des Bebauungsplans ab.
- Fehlende Abstandsflächen: Die vorgeschriebenen Mindestabstände zu Nachbargrundstücken werden nicht eingehalten.
- Öffentliche Belange: Das Vorhaben beeinträchtigt beispielsweise den Denkmalschutz oder den Hochwasserschutz.
Falls ein Bauantrag abgelehnt wird, haben Bauherren die Möglichkeit, Widerspruch dagegen einzulegen oder den Antrag überarbeitet erneut einzureichen.
Neben den bereits genannten Aspekten wie Nichteinhaltung des Bebauungsplans, fehlenden Abstandsflächen und Beeinträchtigung öffentlicher Belange, können weitere Faktoren zu einer Ablehnung führen:
- Unzureichende Unterlagen
- Verstoß gegen baurechtliche Vorschriften
- Unzureichender Brandschutz
- Nicht gesicherte Erschließung
- Widerspruch zum Ortsbild
- Negative Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange im Rahmen des Genehmigungsverfahrens
Rechtsmittel bei Ablehnung des Bauantrags
Nach dem Einreichen des Antrags heißt es warten. Denn für einen Bauantrag kann die Bearbeitungszeit durchaus zwischen 2 Wochen und 6 Monaten liegen. Doch die Regel zeigt, dass der Bauantrag meist nur 3 Monate dauert, bis er bewilligt wird. Wird er überraschenderweise abgelehnt, haben Bauherren das Recht, innerhalb einer bestimmten Frist Widerspruch einzulegen. Die Frist beträgt in der Regel einen Monat ab Zustellung des Ablehnungsbescheids. In einigen Bundesländern, wie Bayern und Nordrhein-Westfalen, ist jedoch kein Widerspruchsverfahren vorgesehen; hier bleibt nur der Klageweg. Vor Einlegung eines Widerspruchs oder einer Klage sollte der Ablehnungsbescheid aber sorgfältig geprüft werden. Oftmals können die Ablehnungsgründe durch ein paar wenige Anpassungen des Bauvorhabens aus dem Weg geräumt werden. Das ist oftmals günstiger als ein zeit- und kostenintensives Widerspruchs- oder Klageverfahren.